34 Jahre nach der Wiedervereinigung: Was ist von Ostdeutschland geblieben?
Die Überbleibsel der Vergangenheit
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LIFESTYLE Geschichte
Die Relikte der geteilten deutschen Vergangenheit sind nicht die einzigen Elemente, die vom ehemaligen Ostdeutschland geblieben sind. Im heutigen vereinten Deutschland sind tiefe Gefühle der Ausgrenzung, Ungleichheit und ein Gefühl der Entmachtung spürbar. Erhebliche Unterschiede zwischen dem Osten und dem Westen der Nation nach der Wiedervereinigung sind für viele Einwohner auf beiden Seiten eine harte Realität. Was ist nun, 34 Jahre später, von Ostdeutschland geblieben?
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Deutsche Demokratische Republik
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) war ein Staat, der von 1949 bis 1990 bestand. Ihr Untergang ging mit dem Zerfall der Sowjetunion einher.
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
Der Staat wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Verwaltung der Sowjetunion gegründet. Als kommunistischer Staat wurde Ostdeutschland von einem Einparteiensystem, nämlich der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, regiert.
Stasi-Überwachung
Die Stasi, die Geheimpolizei der DDR, war berüchtigt für ihre Überwachungstätigkeit und die Unterdrückung politisch Andersdenkender. Die Ostdeutschen wurden sowohl von der Stasi als auch von ihren Mitbürgern überwacht. Dissidenten wurden oft schikaniert, inhaftiert und sogar ins Exil getrieben. Jede Opposition wurde unterdrückt.
Reisebeschränkungen gelockert
Nach umfangreichen Protesten gab die ostdeutsche Regierung 1989, vier Jahrzehnte nach der Gründung der DDR, eine Erklärung ab, dass die Reisebeschränkungen nach Westdeutschland gelockert werden würden.
Der Fall der Berliner Mauer
Die Ostdeutschen sahen dies als das Ende der Berliner Mauer, die West- und Ostberlin trennte. Tausende von Menschen strömten auf die Mauer zu, und da die Wachen die Menge nicht aufhalten konnten, wurden schließlich die Tore geöffnet.
Ende der Deutschen Demokratischen Republik
Der Fall der Berliner Mauer symbolisierte das Ende der DDR und ebnete den Weg zur deutschen Wiedervereinigung, sehr zum Leidwesen der ostdeutschen Führung.
Allianz für Deutschland
Im März 1990 fanden in Ostdeutschland die ersten freien Wahlen statt, und die Partei Allianz für Deutschland, die sich für die Wiedervereinigung einsetzte, trat an die Macht und markierte das Ende der kommunistischen Herrschaft in Ostdeutschland.
Wegweisendes Abkommen
Die Gespräche zwischen den Alliierten des Zweiten Weltkriegs (Vereinigte Staaten, Sowjetunion, Vereinigtes Königreich und Frankreich), Westdeutschland und Ostdeutschland führten zu einem wegweisenden Abkommen, das Vereinbarungen über die NATO-Mitgliedschaft des vereinigten Deutschlands sowie wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen enthielt.
Zwei-plus-Vier-Vertrag
Weniger als 11 Monate später wurde der Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland, auch bekannt als Zwei-plus-Vier-Vertrag, geschlossen. Deutschland wurde als Bundesrepublik Deutschland wiedervereinigt, und Berlin wurde die neue Hauptstadt des vereinigten Staates.
Deutsche Wiedervereinigung
Die Wiedervereinigung Deutschlands, die weit über 30 Jahre zurückliegt, ist in Deutschland nach wie vor ein Thema. Die Ungleichheiten zwischen Ost- und Westdeutschland sind weiterhin deutlich spürbar.
Asymmetrische Entwicklung
Das Lohn- und Gehaltsgefälle zwischen Ost- und Westdeutschland ist immer noch spürbar und zeigt deutlich, dass die Entwicklung ungleich verlief. Das bestehende Wohlstandsgefälle verdeutlicht die tieferliegenden Unterschiede.
Ostdeutsche wirtschaftliche Ungleichheiten
Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 verdienten die Menschen in den neuen Bundesländern etwa 86 % des Einkommens ihrer Altersgenossen im Westen.
Höhere Arbeitslosenquoten
Die Arbeitslosenquoten sind in den neuen Bundesländern deutlich höher, fast 2 % höher als in den alten Bundesländern. Dieser Unterschied verringert sich jedoch langsam (um die Jahrhundertwende betrug die Differenz etwa 10 %).
Kulturelle Differenzen
Abgesehen von den wirtschaftlichen Unterschieden gibt es noch weitere Unterschiede in Bezug auf die kulturelle und soziale Identität zwischen den beiden ehemaligen Nationen.
Bürger zweiter Klasse
Aufgrund der Ausgrenzung, die die Menschen in der ehemaligen DDR nach wie vor erfahren, sind viele Ostdeutsche der Meinung, dass sie als Bürger zweiter Klasse behandelt werden.
Mehr als 60 % fühlen sich ausgegrenzt
Eine Studie aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass sich über 60 % der ehemaligen DDR-Bürger als Bürger zweiter Klasse fühlen. Dies hat bei vielen Einwohnern zu einem Gefühl der sozioökonomischen und politischen Entfremdung geführt.
Alternative für Deutschland
Dieses Gefühl spiegelt sich im Wahlverhalten wider. Die Alternative für Deutschland (AfD), eine rechtspopulistische Partei, hat im Osten erhebliche Fortschritte gemacht, vor allem indem sie die Gefühle der Entfremdung und allgemeinen Unzufriedenheit der Menschen ausnutzte.
Die blaue Welle
Die Anhänger bezeichnen die Hochburg der AfD in der Region als "blaue Welle", in Anspielung auf die Farbe der rechtsextremen Partei. Die Anhänger rufen zu "Ordnung und Sicherheit" auf, indem sie die Polizeipräsenz erhöhen. Sie geben den Ausländern die Schuld an der Unsicherheit im Land.
Das Erbe der DDR
Für politische Analysten ist das signifikante Aufkommen und Wachstum der extremen Rechten in den neuen Bundesländern kein Zufall, wenn man bedenkt, dass das Erbe der Ungleichheit im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung mit den heutigen rechtsextremen Tendenzen zusammenfällt.
Aufkommen von nationalistischen und neonazistischen Gruppen
In den 1990er-Jahren, kurz nach der Wiedervereinigung, wandten sich Wellen von Ostdeutschen nationalistisch orientierten und sogar neonazistischen Gruppen zu, teilweise ausgelöst durch die politische Entfremdung, die sie zu dieser Zeit erlebten.
Assimilation
Für viele Ostdeutsche war der Wiedervereinigungsprozess weniger eine Wiedervereinigung als vielmehr eine Assimilation an den Westen. Der Westen behielt und vermehrte seinen Wohlstand, während der Osten eine Marginalisierung und einen großen Unterschied in der Lebensqualität im Vergleich zu den westlichen Ländern erlebte.
Ostdeutsche Wirtschaft schwächer
Die Wirtschaft Ostdeutschlands beträgt nur 80 % derjenigen des Westens. Die Einwohner der alten Bundesländer verfügen über ein größeres Privatvermögen, Ersparnisse und damit über mehr finanzielle Sicherheit und Flexibilität.
"Ausländer sind schuld"
Die Rechtsextremen, die das derzeitige politische Establishment kritisieren, haben die Schuld auf Ausländer geschoben. Die Frustration vieler Ostdeutscher über die fehlende Gleichberechtigung seit der Wiedervereinigung hat die bereits vorhandene einwanderungsfeindliche Stimmung noch verstärkt.
Einwanderer in der Sowjetunion
Ostdeutschland ist seit langem von ausländischer Präsenz entfremdet, schon zu Zeiten der Sowjetunion. Aus Berichten geht hervor, dass kubanische, vietnamesische, mosambikanische und andere nicht-westliche Menschen, die von der Sowjetunion nach Ostdeutschland gebracht wurden, Angriffen ausgesetzt waren.
Einwanderer werden als Bedrohung angesehen
Der Aufstieg der Neonazi-Bewegungen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung folgte demselben Paradigma, bei dem Einwanderer als grundlegende Bedrohung für Beschäftigung, Wohnraum und Sozialhilfeprogramme angesehen werden.
Rassistische Äußerungen
Antijüdische, muslimische und Roma-feindliche Einstellungen sind in ganz Deutschland anzutreffen, in den neuen Bundesländern sind sie jedoch besonders stark ausgeprägt und liegen deutlich über denen der westlichen Länder.
Entmachtung
Das Gefühl der Minderwertigkeit, das viele Ostdeutsche früher empfanden, trägt noch immer zu ihrem heutigen Gefühl der Entmachtung bei, während westliche Stereotype über Ostdeutsche weiterhin bestehen.
Kalter Krieg
Für viele ist der Blick auf den Kalten Krieg zu kurz gegriffen, wenn es darum geht, den allgemeinen Anstieg rechtsextremer Bewegungen in Europa und insbesondere in Deutschland zu verstehen. Aber sie bietet zumindest einen Ausgangspunkt.
Differenzierende Effekte
Obwohl das vereinte Deutschland fast genauso lange existiert wie die DDR, sind die Unterschiede zwischen West und Ost in der heutigen Gesellschaft nach wie vor spürbar.
Quellen: (Pew Research Center) (The Guardian) (DW) (New Lines Magazine) (BBC) (History)
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